Geschichte der Container

Juni 12, 2014

Am Freitag, den 14. November 1913 erblickte in der kleinen Gemeinde Maxton im amerikanischen Bundesstaat North Carolina ein Junge das Licht der Welt. Das an sich mag nichts Besonderes sein, doch dieser brüllende Säugling würde rund 43 Jahre später die Transportwelt revolutionieren. Und das ist etwas ganz Besonderes. Die Geschichte der Seecontainer nahm wie so vieles in den Vereinigten Staaten ihren spektakulären Anfang und der Erfolg der Blechriesen ist bis heute ungebrochen. Mehr noch, Seecontainer erleben seit Jahren einen sagenhaften Boom – nicht nur in der Transportbranche, doch eines nach dem anderen.

malcom mclean schwarz weiß foto

 

Wer hat`s erfunden?

Zurück zum Freitag, den 14.11.1913. Der Neugeborene wurde von seinen Eltern auf den Namen „Malcolm McLean“ getauft. Er selbst änderte die Schreibweise seines Vornamens von „Malcolm“ in „Malcom“ um, der schottischen Schreibweise des Namens. Er besuchte die Highschool und begann alsbald damit, an einer Tankstelle zu jobben und das verdiente Geld zu sparen.

Im Alter von gerade einmal 21 Jahren erwarb er einen gebrauchten Lkw und gründete mit seinen Geschwistern Jim und Clara eine Spedition. Der kleine Fuhrmannsbetrieb bekam zu Beginn Fahraufträge von Tabakunternehmen und so verdienten die Drei ihre Dollars hauptsächlich mit dem Transport von dem Rauchkraut. Malcom gehörte zu jenen Firmengründern, die sich nicht zu schade waren, selbst hart zu arbeiten, er saß selbst hinter dem Steuer seines Trucks und fuhr Güter von A nach B. Doch eines ärgerte ihn: die langen Wartezeiten bei der Entladung. Das war damals so, das ist heute so. Jedenfalls schien Malcom sich während dieser langen Wartezeiten Gedanken gemacht zu haben, wie man diesen Zustand verbessern könnte.

Da der Junge auf Zack war, fiel ihm natürlich etwas ein: Statt mühsam Kiste für Kiste, Sack für Sack vom Lkw zu hieven, zum Schiff zu tragen, dort abzulegen, wäre es doch viel sinnvoller, eine gigantische Kiste samt komplettem Inhalt auf das Schiff zu packen. Der Empfänger irgendwo auf der Welt könnte diese Riesenkiste ebenfalls mit wenigen Handgriffen auf seinen Lkw laden und die Waren ihrem endgültigen Bestimmungsort zuführen. Ohne große Ladearbeit, ohne immensen Zeitverlust. Die Idee der Seecontainer war geboren und verlangte nach Ausfeilung.

 

Wer soll das bezahlen?

Malcom überlegte, dass seine Idee sogar den Zugverkehr beeinflussen könnte. Immerhin wäre es möglich, Güterzüge mit wenig Aufwand so auszurüsten, dass diese ebenfalls die großen Kisten verladen könnten. Doch es war wie verhext – niemand wollte dem jungen Unternehmer Geld geben, um die Idee zu realisieren.

Da aus dem kleinen Fuhrunternehmen der Geschwister McLean im Laufe der Zeit eine stattliche Spedition mit knapp 1.800 Fahrzeugen entstanden war, entschied sich Malcom im Jahre 1955 dazu, seine Anteile an dem Unternehmen zu veräußern und erwarb dafür eine kleine Reederei, die Pan-Atlantic Steamship Company.

Offensichtlich waren noch einige Dollars übrig, denn Malcom kaufte von der Marine noch gleich zwei gebrauchte Tanker, die er nach seinen Vorstellungen zu Containerschiffen umbauen ließ. Ihm blies ein scharfer Wind der Gewerkschaften und der konkurrierenden Unternehmen ins Gesicht, doch das konnte ihn nicht mehr aufhalten.

 

 

Die Jungfernfahrt der Seecontainer

Am Donnerstag, den 26. April 1956 schickte er sein erstes Containerschiff mit dem klingenden Namen „Ideal X“ vom Hafen Newark (Bundesstaat New Jersay) auf die Reise nach Houston in Texas. Die Zeit verging, Malcoms Unternehmen wuchs und die Container erregten immer mehr Aufmerksamkeit. Bereits 1957 gab es die ersten Liniendienste und im Jahre 1960 wurde Pan Atlantic in „Sea-Land Corporation“ umbenannt. Ende der 1960er Jahre verkaufte Malcom seine Firma an die R. J. Reynolds Tobacco Company, um sich neuen Ideen in der Transportbranche zu widmen. Übrigens – das einstige Unternehmen des Gründers Malcom Mclean gibt es bis heute, denn die dänische Unternehmensgruppe Mærsk übernahm es im Jahre 1999. Mærsk ist heute die weltweit größte Reederei, wenn es um die Containerschifffahrt geht.

Zurück zu Malcom. Seine Erfolgsgeschichte reicht bis ins Jahr 2001, denn bis zu diesem Zeitpunkt führte er im Alter von 87 Jahren die Geschicke von der Reederei Trailer Bridge. Am 25.Mai 2001 starb Malcom McLean in Manhatten, New York, USA. Sein Leben begann an einem Freitag und sein Leben endete an einem Freitag.

Der erste Container in Deutschland

Am Sonntag, den 15.Mai 1966 trudelte die „MS Fairland“ im Hafen von Bremen ein. Ihre Ladung bestand aus 99 Containern. Es waren die ersten Seecontainer, die nach Deutschland transportiert wurden – und kaum jemand interessierte es. Die „Experten“ der Schifffahrt hatten mächtige Zweifel und wollten nicht an den Erfolg der Stahlkolosse glauben. Doch immer mehr Transporteure erkannten die Genialität des Systems und so mussten selbst die größten Zweifler zugeben, dass die Zukunft auf dem Transport der Container basieren würde.

Und heute?

Der internationale Handel wäre ohne Container undenkbar. Mehr als 95 Prozent des weltweiten Warenumschlags werden mit Seecontainern abgewickelt. Eine genaue Zahl gibt es nicht, doch Schätzungen zufolge befinden sich weit über 100 Millionen Seecontainer rund um den gesamten Globus in Bewegung. Sie wurden von der ISO standardisiert. Nahezu jeder kennt Begrifflichkeiten wie den „20 Fuß oder 40 Fuß Container„. Mittlerweile wohnen oder arbeiten sogar Menschen in Containern und das nicht immer nur als Notlösung für Flüchtlinge oder sonstige Übergangssituationen. Das Leben wäre ohne Container schier undenkbar, so sehr beeinflussen sie heute unseren Alltag. Dank und Ehre an Malcom McLean, dessen Leistungen im Jahre 2004 in die Logistik Hall of Fame aufgenommen wurde. Zurecht.

Kommentare

Gustav Sucher
17. Dezember 2018 um 05:09 Uhr

Hallo, das ist eine unglaubliche Geschichte. So ein Abrollcontainer ist dann doch besser als ewig viele Kisten zu tragen. Der Mann hat schon einiges geleistet. Ohne Ihn, wären Transporte über See um einiges schlechter, langsamer und würden nicht so sicher transportiert sein. Danke für die tolle Story!

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