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Container Trucker – dringend gesucht im wachsenden Logistikmarkt

Über die Hälfte der Schiffscontainer mit Importwaren wird per LKW ins deutsche Hinterland transportiert

Ob Tablets aus Asien oder Rohkaffee aus Südamerika – Deutschland importiert jährlich Waren im Wert von über einer Billion Euro, wobei die meisten Güter hierzulande per Schiff im Container ankommen. Doch der Hafen ist für sie noch lange nicht die Endstation: Um verarbeitende Betriebe und Verbraucher zu erreichen, reist ein Großteil der Waren per Container Trucking auf deutschen Straßen weiter. Hier bieten sich in Zukunft wachsende berufliche Perspektiven:

Multimodaler Verkehr ins Hinterland: Container Trucking liegt klar vorn

Als Deutschlands größter Containerhafen erhält der Hamburger Hafen jährlich 135 Millionen Tonnen an Warenlieferungen und schlägt im Jahr aktuell 8,7 Millionen TEU (Twenty-Foot Equivalent Units) um. Die Mehrheit der Stahlboxen, rund 5,4 Millionen TEU, gelangen anschließend direkt vom Terminal aus ins Hinterland. Dabei spielt das Container-Trucking, der Container-Transport per LKW, die tragende Rolle. Der Modal Split am Hamburger Hafen zeigt: Rund 52,4 Prozent der in Hamburg angelandeten Container bewegen sich auf der Straße zum Empfänger, 45,2 Prozent reisen per Bahn weiter und nur 2,4 Prozent werden auf ein Binnenschiff umgeladen. Konkret bedeutet das: 2,8 Millionen 20-Fuß-Container werden jährlich per Container Trucking von Hamburg abtransportiert. Angesichts des hohen Transportaufkommens überrascht es nicht, dass Kraftfahrer aktuell sehr gefragt sind und auf einschlägigen Portalen wie lkw-fahrer-gesucht.com zahlreiche Stellengesuche auflaufen.

Doch nicht nur den Transport ins Umland, auch das Verladen und die hafeninternen Umfuhren zwischen Leerdepots und Containerterminals bewerkstelligen in den großen Häfen die Container Trucker. Bis zu 1,1 Millionen TEU bewegen sie etwa in Hamburg jährlich auf dem LKW zwischen den internen Hafenstationen, was von den Fahrern eine gute Kenntnis des Umfelds erfordert:

Jedes Terminal hat seine eigenen Gesetze, und die Zollvorschriften sind eine Wissenschaft für sich, erklärt Container-Trucker Uwe Steinbüchel gegenüber der Branchenzeitung Transport die Herausforderungen der Tätigkeit. „Oft kommt es zu Problemen mit den Papieren oder bei Abläufen und Zufahrtsstraßen zu den Terminals, weil sich ortsfremde Fahrer oder Berufseinsteiger nicht auskennen.“ Letzteres motivierte das Fortbildungszentrum Hamburger Hafen (FZH) bereits vor gut 10 Jahren dazu, einen speziellen Kurzlehrgang zum Container Trucker zu entwickeln. Er vermittelt Kenntnisse zum Zollverfahren, dem Organisationsablauf auf Terminals, der An- und Zufahrt zum Hafen, der Hafenterminologie, dem Abfertigungsprozedere und den erforderlichen Papieren.

Deutschland fehlen zehntausende Container Trucker

Trotz spezialisierter Ausbildungsangebote leidet der gesamte Logistik-Bereich unter einem schwerwiegenden Nachwuchs-Problem. Laut der Studie „Logistics competences, skills and training: A Global Overview“, die von der Kühne Logistics University (KLU) im Auftrag der Weltbank erstellt wurde, wächst die Logistik-Branche jährlich um 5 Prozent, ohne dass die entsprechend qualifizierten Kräfte nachkommen. Gegenwärtig sei die Situation in Deutschland und Großbritannien am meisten angespannt, lässt die Analyse verlauten. „Der Wirtschaftszweig hat es nicht geschafft genügend qualifiziertes Personal anzuziehen, um dieses Wachstum nachhaltig zu unterstützen und immer komplexere Abläufe in der Lieferkette abzudecken“, erläutert Alan McKinnon, Co-Autor der Studie, den Status Quo.

Deutschland sucht Fahrer-Nachwuchs

Doch der Bedarf an Fachkräften unterscheidet sich regional: Während die Branche in Schwellenländern vor allem Führungskräfte sucht, mangelt es in den USA, Großbritannien und Deutschland in erster Linie an LKW-Fahrern. Der Arbeitsmarkt ist leergefegt, wir finden keine Fahrer mehr, beschreibt DSLV-Präsident Mathias Krage die Situation. Der Mangel beruht vor allem auf dem Generationenwechsel; denn von den 540.000 Berufskraftfahren, die in Deutschlands Speditionen eingestellt sind, gehen jährlich 30.000 in den Ruhestand. Ihnen stehen lediglich 16.000 Neuanfänger gegenüber. Aktuell fehlen der Branche laut Angaben des Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV)damit rund 45.000 LKW-Fahrer, Fachleute rechnen bei gleichbleibenden Tendenzen mit einem Mangel von 150.000 Fahrern im Jahr 2020.

Container Trucking – mit Führerschein ab 17 und Einstiegsprämie zum Traumjob?

Ob Container Trucker oder Tankwagenfahrer – im Zuge des Logistik-Booms sind die Berufskraftfahrer hierzulande so dringend gesucht, dass viele Unternehmen ihre Stundenlöhne für Berufsanfänger deutlich anheben und teilweise sogar mit Prämien werben. Von bis zu 2000€ Antrittsgeld bei deutschen Speditionen berichtet der DSLV, während bei amerikanischen Logistik-Unternehmen Handgelder von bis zu 10.000§ üblich seien.

Doch finanzielle Anreize scheinen hier nicht alles zu sein. Obgleich die Gehälter für Trucker laut Angaben von DSLV-Präsident Krage in Richtung des IG-Metall-Niveaus klettern werden, scheint der Beruf des Truckers gerade bei jungen Menschen ein Imageproblem zu haben. Wir nehmen uns im Moment nur untereinander das Fahrpersonal weg. Geld allein hilft nicht, das Problem zu lösen“, mahnt Krage.

Eine wirksamere Möglichkeit, den Nachwuchs für den Beruf als Container Trucker zu begeistern, sieht der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) in der Herabsetzung des Mindestalters für den LKW-Führerschein auf 17 Jahre. „Das begleitete Fahren ab 17 Jahren im Pkw hat sich bewährt. Deshalb empfehlen wir, es auch im Lkw einzuführen“, erläutert Jürgen Bente als Referatsleiter für fahrpraktische Programme im DVR. Damit würde die Lücke zwischen einem mittleren Bildungsabschluss im Alter von 16 und dem Erlangen der Fahrerlaubnis mit 18 überbrückt. Gerade junge Fahrer seien nämlich erwünscht, weil der Wegfall der Wehrpflicht den Nachwuchs bei den Berufskraftfahrern erheblich reduziert habe: Innerhalb der Pflichtwehrdienstes bildete die Bundeswehr bis 2011 jährlich 10.000 bis 15.000 Fahrer aus, die der Branche jetzt schmerzlich fehlen.