Container mit Glasfront – Merkmale und Nutzungsmöglichkeiten
Wer einen gängigen 20-Fuß-Container zum Tiny-House, Büroraum oder Pop-Up-Store umbauen will, hat ein Hauptproblem: Bei geschlossenen Türen wird es im Innern der Stahlbox stockdunkel. Um Licht hereinzulassen, kann man Fensteröffnungen in die Stahlwände schneiden – muss jedoch darauf achten, damit nicht der Stabilität des Containers zu schaden. Die schnellere Lösung für lichte Räume: Man wählt von Vornherein einen Container, bei dem eine der Langseiten komplett durch Glaselemente ersetzt wurde. Doch welche zusätzlichen Features bieten Container mit Glasfront? Wie funktioniert ihr Umbau und zu welchen Zwecken nutzt man die Glascontainer üblicherweise?
Die Glasfront am Schiffscontainer: Vor- und Nachteile
Einen Seecontainer per Glasfront in einen attraktiven Raum zu verwandeln, hat mehrere Vorteile:
- Viel Licht und ein offenes Raumgefühl
- Nachhaltige Raumlösung, wenn Schiffscontainer recycelt werden können
- Flexible Aufstellung und modulare Kombinationen
- Mobilität des Containers
Beim 20-Fuß-Standard-Container schafft die Glasfront ein weit großzügigeres Raumgefühl als die 14 Quadratmeter Grundfläche es vermuten lassen würden. Wenn über die gesamten 6 Meter der Langseite das Tageslicht einfällt, braucht der Innenraum kaum künstliche Beleuchtung und profitiert gleichzeitig von der durch Sonnenlicht erzeugten Wärme. Die Strategie, einen vorhandenen Container mit Glasfront zu versehen, anstatt einen verglasten Neubau zu errichten, folgt dabei zwei Motiven: Zum einen dient es einer nachhaltigen Ressourcennutzung, ausgediente Schiffscontainer einem neuen Zweck zuzuführen. Zum anderen und noch wichtiger: Die Glasfrontcontainer sind mobil. Per LKW können sie an jeden beliebigen Nutzungsort verfahren werden. Das macht es auch bequem, verglaste Containerräume an wechselnde Nutzer zu vermieten.
Dennoch haben Container mit Glasfront einige Schwachstellen:
- Innenraum ist von außen komplett einsehbar
- Das Energiesparen erfordert aufwändige Umbauten (Dämmung, Lüftung)
- Bei der Nutzung als Tiny-Haus oder Gartenhaus ist eine Baugenehmigung erforderlich
Will man den Containerraum im Sinne der Nachhaltigkeit energiesparend heizen, muss man ihn quasi zum kleinen Passivhaus umbauen. Dabei heizt das Sonnenlicht, das durch die große Glasfront fällt, den kleinen Innenraum auch bei kühlen Temperaturen auf – vorausgesetzt, die Stahlwände wurden von innen oder außen gut gedämmt. Der Luftaustausch muss dann über eine Lüftungsanlage erfolgen. Die kühle Luft, die beim normalen Stoßlüften durch offene Fenster und Türen strömen würde, würde die Raumtemperatur zu stark absenken.
Die Glasfront – gewolltes Element oder „zu viel Information“
Bei einem Container, dessen Langseite aus Glas besteht, lässt sich der Innenraum auch von außen her sofort überblicken. Ob das ein Vorteil oder ein Nachteil ist, hängt ganz von der Nutzung des Containers ab. Falls die Box als Ausstellungsraum, Pop-Up-Store, Containerbar oder Ähnliches dient, erhöht die Transparenz die Attraktivität für potenzielle Kunden. Bei einem Bürocontainer kommt es darauf an, wie kommunikativ oder konzentriert darin gearbeitet werden soll. Als Tiny-Haus kann der Glascontainer attraktiv sein, wenn er auf nicht einsehbarem Gelände steht, z.B. einem eingewachsenen Grundstück. Falls Nachbarn in direkter Blickrichtung wohnen, müssen die Tiny-Haus-Besitzer selbst entscheiden, wie viel Sichtschutz sie an und um die Glasfront anbringen wollen.
Baugenehmigung erforderlich oder nicht?
Hier kommt es auf die geplante Nutzung an. Wer einen Glasfront-Container dauerhaft auf dem eigenen Grundstück aufstellen will (z.B. als Gartenhaus), der braucht dafür tatsächlich eine Baugenehmigung der örtlichen Behörden. Falls der Container aber in die Klasse der „untergeordneten Gebäude“ fällt, wie etwa ein Bürocontainer auf einer Baustelle, entfällt die reguläre Baugenehmigung. Der Betreiber muss für den geplanten Zeitraum der Nutzung lediglich einen Nutzungs- bzw. Aufstellantrag einreichen.
Container mit Glasfront – wie funktioniert der Umbau?
Wenn die Langseite eines Containers durch Glaselemente wie Fenster und Türen ersetzt wird, ist es wichtig, den Stahlrahmen der Box unversehrt zu lassen. Die Statik eines Schiffscontainers beruht nämlich zum Großteil auf seinem „Skelett“. Wichtig: Wie energieeffizient der Container nach dem Umbau beheizt werden kann, hängt vor Allem vom Wärmekoeffizienten (Ug-Wert) der verwendeten Verglasung ab.
Verschiedene Optionen für Türen und Fenster
Bei der kompletten Verglasung einer Containerseite bestehen verschiedene Optionen für die eingebauten Fenster und Türen. Häufig werden zwei nach außen klappbare Glastüren in die Mitte der Langseite eingebaut. Sie werden links und rechts von bodentiefen Fenstern eingerahmt. Möglich sind auch Schiebetüren oder eine Glasfront, die sich falten lässt und eine weite Öffnung des Raumes zu einer Terrasse hin erlaubt. Der Umbau muss sich jedoch nicht auf eine Langseite beschränken: Bei manchen Containern sind zwei oder drei Seiten verglast, um die Transparenz noch zu steigern. Eine extreme Variante bieten Ausstellungscontainer, z.B. für Autos, die nur noch aus einem Stahlrahmen mit vier vollverglasten Seiten bestehen.
Energieverbrauch senken durch effiziente Dämmung
Um den Container-Raum auch bei kühlen Außentemperaturen nutzen zu können, erhalten die Wände eine Dämmschicht. Beliebte Dämmmaterialien sind Mineralwolle und PIR, einem Kunststoff-Dämmstoff mit hohen Dämmwerten bei minimaler Dicke. Wird die Dämmschicht an der Innenseite der Containerwand angebracht und anschließend mit OSB-Platten verkleidet, bleibt außen der industrielle Charme der gesickten Stahlwände erhalten. Für diese Lösung müssen Nutzer allerdings etwas Grundfläche hergeben: Meist verbleiben beim 20-Fuß-Container noch gute 12 Quadratmeter Nutzungsfläche.
Elektrik: für Heizung, Lüftung und Beleuchtung
Schafft es das Sonnenlicht allein nicht, den Container aufzuwärmen, können Elektro-Heizkörper zugeschaltet werden. Wichtig: Auch die Frischluftzufuhr und die Abluft zirkulieren über strombetriebene Ventilatoren durch ein eigenes Lüftungssystem, damit der Temperaturverlust durch Lüften im Winter gering bleibt. Da für die Heizung ohnehin ein Stromanschluss erforderlich ist, sind gängige Glasfront-Container auch mit Steckdosen und einer LED-Beleuchtung ausgestattet.
Container mit Glasfront – wofür eignet er sich?
Hier sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt: Alle temporären Nutzungsmöglichkeiten, die einen Ausblick nach draußen brauchen oder vom Einblick nach Innen profitieren, können im Container stattfinden. Die verglaste Box eignet sich als Kommentatoren-Kabine für Sportveranstaltungen, Präsentationsort für Kunst, Mini-Café, Ausstellungscontainer auf Messen oder als Atelier, Fitnessraum oder Gartenhaus auf dem eigenen Grundstück.
Über den Autor
Andreas Atrott
Über 12 Jahre Erfahrung in der Container Branche. Neben dem Containerhandel mit 3000+ Kunden verwandelt er mit seinem Team aus Containern spannende Umbauprojekte. Herr Atrott ist Gründer & Geschäftsführer der Containerbasis GmbH mit Sitz in Hamburg.
Weitere Infos zu Herrn Atrott findest du hier.