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Container richtig beladen – so funktioniert´s

Schiffscontainer reisen rund um den Globus und erleben dabei stürmische See und hohe Wellen. Damit die Ladung im Innern bei rauer See nicht durcheinanderwirbelt und beschädigt wird, muss sie im Container korrekt positioniert und gesichert werden. Wie das geht und warum das falsche Beladen sogar dem Schiff gefährlich werden kann, verraten wir hier:

Container falsch beladen – was passiert im schlimmsten Fall?

Schiffscontainer werden auf Deck hoch gestapelt – hier sind Türme von acht Boxen übereinander keine Seltenheit. Dabei fixiert man die Container untereinander mit Twist-Lock-Verbindungen, während die Stapel mit speziellen Lasch-Systemen an Bord befestigt werden. Sämtliche Sicherungssysteme sind hohen Belastungen ausgesetzt, wenn sich ein Containerschiff bei starkem Seegang seitwärts neigt und dann abrupt wieder aufrichtet. Wichtig: Die Belastbarkeit der Laschsysteme ist auf ordnungsgemäß beladene und normgewichtige Container ausgerichtet. Sobald die Boxen überladen werden oder ihr ungesicherter Inhalt mit dem Wellengang herumschleudert, versagen die Befestigungen im schlimmsten Fall und Container gehen über Bord. Wie etwa im Falle der MSC ZOE, die 2019 in der Nordsee 342 Schiffscontainer verlor. So ein Verlust bedeutet nicht nur einen finanziellen Schaden, sondern gefährdet auch die Verkehrssicherheit auf See und belastet die Umwelt.

Negative Folge von überladenen Containern: Bei Wellengang können Stapel kippen und Boxen über Bord gehen

Wie viel Ladung passt in einen Container?

Hier gibt es klare Normen:

  • Ein 20-Fuß-Standard Container mit 2,3 Tonnen Eigengewicht erlaubt maximal 30,2 t Zuladung.
  • Der 40-Fuß-Container, der leer 3,7 t wiegt, darf zusätzlich mit 28,8 t beladen werden.

In beiden Fällen ergibt sich damit ein Gesamtgewicht von 32,5 Tonnen. Das Problem: Während Reeder natürlich auf die Einhaltung der Normen pochen, damit die Stabilität des Schiffes garantiert ist, wollen manche Befrachter aus wirtschaftlichem Interesse möglichst viel Ladung in einer Box unterbringen und dabei möglichst wenig Zeit und Mittel in die Sicherung investieren. Manchmal mit fatalen Konsequenzen: Als 2007 das Containerschiff „MSC Napoli“ vor der englischen Küste auf Grund lief, kontrollierte man nach der Bergung das Gewicht der Ladung. Dabei stellte sich heraus, dass viele der Container deutlich zu schwer waren; eine Box sogar um 20 Tonnen.

Container beladen – darauf muss man achten:

Genaue Richtlinien für die Beladung von Schiffscontainer gibt z.B. der Verband der deutschen Transportversicherer heraus. Im Handbuch kann man sich über die Ladevorschriften und -Risiken verschiedener Güter informieren. Für die beliebtesten Packstücke gelten folgende Regeln:

Schachteln und Kisten

  • Füllen hier die Packstücke nicht den gesamten Containerraum aus, sollten sie gleichmäßig auf seinem Boden verteilt werden, damit eine einheitliche Ladehöhe erreicht wird. Dieses System garantiert eine gleichmäßige Gewichtsverteilung im Container.
  • Wenn möglich, sollten Schachteln und Kisten wie Mauersteine verschachtelt werden, damit sie fest gestaut sind und gut gegen das Verrutschen geschützt.
  • Grundsätzlich belädt man einen Container von der Rückwand her, beginnt immer an den Seiten und arbeitet sich zur Mitte sowie zur Frontseite vor. Falls Lücken entstehen, müssen sie mit geeignetem Material aufgefüllt werden: zum Beispiel Airbags, Paletten oder Holzkonstruktionen.
  • Falls eine große und schwere Kiste einzeln im Container reist, wird sie in die Mitte gestellt und gegen die Eckpfosten des Containers abgestützt. Achtung: Beim Abstützen gegen die Seitenwände braucht es große Auflageflächen, z.B. durch passende Holzkonstruktionen.
  • Achtung: Wer Kartons und Schachteln verschifft, muss einkalkulieren, dass sie durch Feuchtigkeit (z.B. durch Kondenswasser im Container) an Stabilität verlieren können. Falls Pappverpackungen so locker geladen werden, dass sie sich bewegen, können sie sich gegenseitig aufreiben und Ladung verlieren.
Palettierte Kisten sind die Standardfracht – doch Seecontainer können fast alles transportieren

Paletten

  • Europaletten (1200*800mm) werden beim Beladen in zwei Reihen auf den Containerboden gestellt – je eine an jeder Langseite entlang. Dabei besteht entweder eine Reihe aus quer- und eine aus längsausgerichteten Paletten oder in beiden Reihen wechselt sich die Ausrichtung ab. Der Zwischenraum im Zentrum des Containers wird mit geeignetem Packmaterial gefüllt.
  • In einen 20-Fuß-Container passen 11 Europaletten, in einen 40-Fuß-Container können 23 Stück geladen werden. Die Fläche wird dabei zu 78 bzw. zu 80 Prozent ausgenutzt.
  • Am effizientesten lässt sich die Containergrundfläche mit Paletten ausnutzen, die 1100*1100mm messen. Mit 10 Paletten in einem 20-Fuß-Container sind hier 99,7 Prozent der Grundfläche belegt.
  • Die Ladung auf den Paletten muss durch Spanngurte, Bänder oder Schrumpffolie fest mit der Palette verbunden werden.
  • Zwei bis vier Holzverbinder unter jeder Palette sorgen für die Sicherung.

Fässer

  • Idealerweise werden Fässer nach dem Staumuster „Voll“ im Container positioniert, d.h.: in mehreren Reihen, die parallel zur Rückwand verlaufen. Dabei passen die Trommeln so in die Breite des Containers, dass sich kein Leerraum mehr zwischen Reihenende und Längswand ergibt. Für dieses exakte Verhältnis müssen sämtliche Fässer einem der folgenden Trommeldurchmesser entsprechen: 25.4 cm, 38.1 cm, 45.7 cm, 55.8 cm, 57.1 cm, 73.7 cm oder 76.2 cm.
  • Die Abzapföffnungen von Fässern muss stets nach oben zeigen. Keiner der Behälter darf lecken.
  • Holzfässer mit bauchiger Form dürfen an den Wölbungen keinem Druck ausgesetzt werden. Falls sie liegend verladen werden, sollte man die Seiten so abstützen, dass die Wölbung nicht auf dem Containerboden aufliegt. Zusätzliche Keile sichern die Fässer gegen das Rollen.

Säcke

  • Säcke können im Kreuzverbund gestaut werden, was bei Kunststoffsäcken allerdings nicht dem Verrutschen vorbeugt. Besser ist hier, die Säcke auf Paletten zu packen und mit Schrumpffolie zu fixieren.
  • Gerade bei dem Beladen eines Containers mit Säcken besteht die Gefahr, dass seine Seitenwände durch verrutschte Ladung ausbeulen und der Container sich auf seinem Stellplatz auf dem Schiff verklemmt.

Ballen

  • Ballen bereiten kaum Probleme während des Transports, können aber beim Ausladen leicht beschädigt werden. Hier sollte man auf eine feste Umhüllung achten und die Ladung so gestalten, dass sie einfach per Gabelstapler entladen werden kann. Das funktioniert mit Holzleisten parallel zu den Langwänden, die auf dem Containerboden und zwischen den Ballenschichten platziert werden.

Papier- oder Stahlrollen

  • Rollen dürfen generell liegend oder stehend („Eye to Sky“) in den Container geladen werden.
  • Liegende Papierrollen brauchen Kunststoffmatten, die zwischen den einzelnen Schichten die Reibung steigern und ein Herumrollen vermeiden. Seitliche Freiräume werden mit Füllmaterial gepolstert sowie die Rollen auf dem Containerboden mit Keilen blockiert.
  • Liegende Stahlblechrollen müssen mit einer Holzkonstruktion unterbaut werden, um die Auflagefläche auf den Boden zu vergrößern. Auf Höhe der Rollenmitte müssen auch die Stirnwände des Containers mit Holz verstärkt werden. Spanngurte durch das Mittelloch der Rollen sichern die schwere Ladung am Container.
Schutz vor dem Wegrollen: Stahlblechrollen brauchen im Container eine spezielle Auflagefläche

Hinweise zum Befestigen der Ladung

Zum Fixieren von Ladung im Container gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  1. Laschaugen: Diese Stahlösen befinden sich an den Eckpfosten und an der Dachkante des Containers. Hier kann die Ladung mit Seilen, Spanngurten, Plastikbändern und Metallbügeln befestigt werden.
  2. Sicken: So bezeichnet man die Wellen in den Seitenwänden des Containers. Hier können quer liegende Hölzer eingeklemmt werden, um Ladungsschichten zu trennen und vor dem Verrutschen zu sichern.
  3. Eckpfosten: Schwere Ladungsstücke, die sich in der Mitte des Containers befinden, sollten mit Balken gegen die Eckpfosten des Containers abgestützt werden.

Sonderfälle: Wie reisen große und sperrige Güter im Schiffscontainer?

Fahrzeuge, Maschinen, Flugzeugteile – auch diese Güter werden weltweit gehandelt und per Container verschifft. Hier reicht zuweilen der Standard-Container nicht aus:

  • PKW: Alle gängigen Autos können für den Transport in einen Standard-Container gefahren werden. In der Mitte der Box geparkt, werden sie mit speziellen Schnellspannern fixiert. Wichtig: Für den Luftaustausch sollten die Fenster des Wagens beim Transport einen Spalt breit geöffnet sein. Falls Benzin oder Diesel im Tank sind bzw. sich Airbags, Feuerlöscher oder Starterbatterien im Auto befinden, fällt der Wagen unter die Transportkriterien für gefährliche Güter.
  • LKW sowie Landwirtschafts- und Straßenbaufahrzeuge: Große Fahrzeuge passen nicht mehr in einen Standardcontainer, sondern werden je nach Abmessung in Open-Top-Container (ohne Dach), Flat Racks (ohne Dach und Langseiten) oder Platforms (ohne Dach und ohne Wände) verladen. Die Sicherung erfolgt mit Drahtseilen; zusätzlich schützen Keile unter den Rädern vor dem Wegrollen.
  • Maschinen und Schwergut: Auch hier kommen in den meisten Fällen nur Open-Top-Container, Flat Racks oder Platforms infrage. Wichtig: Der Gewichtsschwerpunkt der Ladung sollte hier unter dem Formschwerpunkt des Containers liegen. Zudem braucht es häufig einen speziellen Unterbau, der die Last gleichmäßig auf dem Containerboden verteilt, damit er durch die hohe Punktbelastung nicht bricht.

Container beladen – funktioniert das heute auch automatisiert?

In Zeiten von KI und Digitalisierung erscheint die Vorstellung von Hafenarbeitern, die Kaffeesäcke in einen Container stapeln, irgendwie antiquiert. Gibt es aktuell bereits voll automatisierte Möglichkeiten, den ISO-Container mit Ladung zu bestücken oder zu entladen?

  1. Beladeplattformen: Hier handelt es sich um eine Stahlträger-Plattform, die mit verstellbaren Stützen in Ladehöhe des Containers gebracht werden kann, wenn er sich auf dem LKW befindet. Ein fahrbarer Aufsatz auf der Plattform schiebt eine fertig gepackte Holzpalette in den Container und zieht sich danach wieder zurück. Da die Palette das Grundflächenmaß eines ISO-Containers besitzt, kann die gesamte Ladung auf ihr vorkonfektioniert werden und anschließend zeitsparend verladen werden. Hydraulisch und elektrisch angetriebene Ladeplattformen eignen sich für Unternehmen, die im täglichen Geschäft Containerladungen packen.
  2. Roboter: In Zukunft könnten Roboter noch nicht beim Beladen, aber vielleicht bald beim Entladen helfen. Dafür entwickelt das Bremer Institut für Produktion und Logistik das interaktive Robotiksystem zur Entleerung von Seecontainern (IRiS). Das Prinzip: Ist die Containertür geöffnet, zieht das Robo-Aggregat jede Kiste einzeln per Saugnapf heraus und leitet sie auf eine Rampe zur Weiterverarbeitung. Dabei arbeitet IRiS mit 2D/3D-Bilderkennung und maschinellem Lernen, um zu erkennen, ob der Containerinhalt für den Roboter zu bewältigen ist, oder menschliche Hände mit anpacken müssen.