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Neu oder gebraucht: Welcher Container eignet sich für mein Projekt?

Rostbeulen und Löcher: So sollte ein gebrauchter Container für ein Umbau-Projekt nicht aussehen

Ob Tiny House, Lagerraum oder Taubenschlag – umfunktionierte Schiffscontainer dienen vielfältigen Zwecken. Wer einen Umbau in Eigenregie plant, fragt sich zuerst: Welcher Container eignet sich dafür als Basis – ein brandneuer oder ein gebrauchtes Modell? Hier erklären wir, ob ein Second-Hand-Container für deine Zwecke ausreicht und auf welche Details du beim Zustand achten solltest:

Neu, wie neu und gebraucht – diese Containerklassen werden gehandelt

Professionelle Händler deklarieren ihre Container mit branchenspezifischen Abkürzungen. Hier erfährst du, was sie bedeuten:

  • Neu / neuwertig: Einen fabrikneuen Schiffscontainer bekommst du in Europa so gut wie nie, da 95 Prozent der Stahlboxen in China produziert werden. Wenn sie Deutschland erreichen, haben sie also schon eine lange Seereise hinter sich und können auch bereits geringe Transportspuren aufweisen. Der Grund: Normalerweise werden Container für die Reise von Asien nach Europa immer mit Fracht beladen – es wäre unrentabel, sie leer zu verschiffen.
  • CSC-Plakette: Jeder Container, der für den Schiffstransport in Dienst gestellt wird, verfügt über eine CSC-Plakette – eine Art TÜV-Plakette für Seecontainer. Sie gibt Auskunft über sein Baujahr, Typ und Hersteller, das maximale Brutto- und Stapelgewicht, die Zulassungs- und Seriennummer sowie die Gültigkeitsspanne der Plakette. Läuft die Gültigkeit ab, wird der Container erneut auf seine Seetauglichkeit und Sicherheit überprüft. Dabei verkürzen sich die Prüfintervalle mit zunehmendem Alter des Containers.
  • IICL5: Ein Container, der dieser Klassifizierung entspricht, wurde nach Gebrauch professionell wieder instandgesetzt – und zwar nach den Standards des Institute of International Container Lessors (Internationaler Verband der Containerleasinggesellschaften). Damit entspricht IICL5 der höchsten Qualitätsklasse reparierter Container. Sie verfügen über eine CSC-Plakette und sind für den Transport geeignet.
  • CW – cargo worthy: Diese Container entsprechen nicht mehr den hohen Anforderungen des IICL5-Standards, aber sind dennoch zum Transport geeignet.
  • WWT – wind and watertight: Dieses Attribut meint gebrauchte Container, die zumindest wind- und wasserfest sind. Zum Transport eignen sich die stark gebrauchten Exemplare meist nicht mehr, da sie keine gültige CSC-Plakette besitzen.

Über die branchenspezifischen Klassen hinaus findet man auf dem Markt manchmal auch Schiffscontainer, deren Erhaltungszustand mit einem Buchstaben (A, B, C oder D) gekennzeichnet ist. Dabei meint „A“ den optimalen Zustand, „C“ einen Container in Lager-Qualität und „D“ ein Modell mit deutlichen Schäden.

Die CSC-Plakette (unten links) gibt Auskunft über die wichtigen technischen Daten des Containers

Welcher Container eignet sich für welchen Zweck?

Generell gilt: Je aufwändiger ein Container-Umbau wird und je mehr er die Statik des Schiffscontainers beansprucht, desto mehr Wert solltest du auf einen guten Zustand legen. Hier geben wir dir einige Beispiele für Containerbauten und die passende Containerwahl:

  • Mehrstöckige Containergebäude: Sollen für eine Umnutzung mehrere Schiffscontainer übereinandergestapelt oder miteinander verbunden werden, braucht es als Basis eine solide Konstruktion. Wer sich einen solchen Bau selbst zutraut, sollte deshalb beim Kauf der Container auf eine IICL5-Klassifizierung achten. Sie garantiert, dass die Statik der Stahlbox intakt ist.
  • Messecontainer und Gastrocontainer: Container-Customs, die für Messen und Events gebaut werden, stellen besonders hohe Ansprüche an ihr Grundmaterial. Immerhin müssen die Container regelmäßige Transporte und Verladeaktionen aushalten, wobei die Einbauten und Installationen im Innern gut geschützt sein sollen. Ob hier ein neuer Schiffscontainer den besten „Rohbau“ bietet oder auch ein Second-Hand-Container genügt, können am besten jene Unternehmen beurteilen, die professionelle Container-Umbauten für Gewerbe anfertigen.
  • 1-Container-Tiny-House: Prinzipiell muss ein Container für die Zweitnutzung als Tiny House nur wind- und wasserdicht sein. Auf dieser Basis werden dann Türen und Fenster eingebaut, Wände isoliert, Heizungs- und Strominstallationen vorgenommen und Vieles mehr. Ein kleiner Haken: Je mehr Arbeit man in sein Tiny House investiert, desto ärgerlicher fallen Mängel ins Gewicht, die der Basis-Container mitbringt, z.B. verbeulte Wände oder einen verzogenen Rahmen. Wer sichergehen will, wählt deshalb auch hier einen Container nach IILC5-Standard.
  • Gartenlaube, Taubenschlag, Hühnerstall ect.: Falls keine aufwändigen Installationen und Isolier-Arbeiten geplant sind, genügt häufig ein wind- und wasserdichter Container als Basis. Bei allen Outdoor-Projekten stellt sich allerdings die Frage: Steht der Container auf unbefristete Zeit an seinem neuen Platz oder werden Umzüge nötig. Falls ja, solltest du Wert auf einen transportfähigen Container legen, der zumindest als „cargo wothy“ gekennzeichnet ist.
  • Lagercontainer an Ort und Stelle: Wer einen ausgemusterten Seecontainer als Lagerraum für den Sportclub oder den Kleingartenverein erwirbt, muss keine hohen Ansprüche an Branchenstandards stellen. Hier genügt ein gebrauchtes Exemplar, das seinen Inhalt trocken hält und sich per Vorhängeschloss verriegeln lässt. Tipp: Alte Container sind durch ihr Potpourri aus Aufklebern, überstrichenen Logos und Rostflecken meist nicht besonders ästhetisch. Wer die Second-Hand-Stahlbox zum Blickfang gestalten will, lackiert sie am besten in den Vereinsfarben oder erteilt einem lokalen Graffiti-Künstler den Auftrag für einen neuen Anstrich.
Mehrstöckige Containerbauten: Für solche Projekte sollten Container stabil und unbeschädigt sein

Wie viel kosten Second-Hand-Container und neue Schiffscontainer?

Hier schwanken die Preise je nach Zustand und Größe des Containers. Die Spanne erstreckt sich aktuell (Stand: April 2023) zwischen 1600 Euro für einen gebrauchten 20-Fuß-ISO-Container und 6500 Euro für einen neuen 40-Fuß-ISO-Container. Bei jedem DIY-Projekt gilt dann natürlich: Zu den Kosten für einen Container addieren sich die Transportkosten zum Aufstellungsort sowie Materialkosten und Arbeitsaufwand für den Umbau.