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Dawei Port: Das neue Tor nach Indochina?

Dawei Port Project: Das neue Tor nach Indochina?

Seit mehreren Jahren bemüht sich Myanmar um die Entwicklung und den Bau eines neuen Tiefseehafens samt Sonderindustriezone in Dawei. Sollte das Projekt erfolgreich umgesetzt werden, würde dies eine Umverteilung der Handelsströme Südostasiens bedeuten. Doch auch wenn der Standort geographisch attraktiv ist, gibt es bisher nur wenig Fortschritte – mangels Investoreninteresses, aber auch aufgrund lokalen Widerstandes.

Die frühere Militärdiktatur Myanmar will die neue Drehscheibe Südostasiens im internationalen Seehandel werden. Im Rahmen des Dawei Port Project soll eine gigantische neue Industriezone mit Tiefseehafen geschaffen werden – mitten im Nirgendwo. Die zugehörige Dawei Special Economic Zone (SEZ) soll 250 Quadratkilometer umfassen und per Straße, Eisenbahn und Pipeline an Thailand, Kambodscha und Vietnam angebunden werden. Neben neu anzusiedelnden Industrien, Hafen, Bahnstation und Kraftwerk umfasst die SEZ auch Gebiete für Wohnen und Kleingewerbe.

Mitten im Nirgendwo – aber nur 300 km von der Millionenmetropole Bangkok entfernt

Dass die thailändisch-italienisch-japanischen Projektplaner gerade Dawei als Standort ins Auge gefasst haben, erscheint erst einmal abwegig. Aber der Blick auf die Landkarte zeigt. Große Containerschiffe mit Waren für die Region müssen Singapur oder sogar die Tiefseehäfen im Chinesischem Meer anlaufen. Der Weitertransport erfolgt dann über Feeder oder auf dem Landweg. Dawei dagegen liegt nur 300 km von Millionenmetropole Bangkok entfernt. Bis zur chinesischen Grenze sind es 900 km. Beste Voraussetzungen für kürzere Transportwege und geringere Lieferkosten – wenn die entsprechende Infrastruktur zu Wasser und zu Land vorhanden ist.

Denn: Obwohl Hafen und Industriezone bereits 2010 projektiert und eine italienisch-thailändische Projektentwicklungsgesellschaft beauftragt wurde, gibt es bisher kaum Infrastruktur: einige Verwaltungsgebäude, eine einzige Anlegestelle für kleine Fischerboote mit wenig Tiefgang, eine unbefestigte Straße, die am Dawei River endet. Eine tragbare Verkehrsverbindung der geplanten Industriezone in das 150 Kilometer entfernte Thailand existiert ebenso wenig wie eine Brücke über den Dawei. Die einzige Straße endet etwa vierzig Kilometer vor der thailändischen Grenze in schwierigem Terrain.

Der nächstgelegene Ort – das Dorf Maungmagan – ist vor allem für seinen Strand bekannt. Auch die nächste Stadt – Dawei Town – ist nur über eine schmale Straße erreichbar und erst seit kurzem an das Überlandstraßen- und Eisenbahnnetz des Landes angebunden.

Erste Umweltfolgen sichtbar und umstrittene Umsiedlungen der lokalen Bevölkerung

Gegen das für die Energieversorgung der SEZ geplante Kohlekraftwerk regen sich zudem ökologische Bedenken. Bereits jetzt zeigen sich erste Umweltfolgen wie verschmutztes Wasser und  Bodenerosion durch Rodungen. Auch küstenschützende Mangrovenwälder wurden bereits entfernt.

In teils massiver Kritik stehen Dawei Port und Industrial Zone zudem wegen der umfangreichen Umsiedlungen und Enteignungen der ethnischen Minderheit der Dawei, die in der Region ansässig sind und zumeist als Fischer oder Erdnussfarmer ihren Lebensunterhalt verdienen. Entschädigungszahlen für bereits enteignete Flächen beliefen sich auf den Gegenwert von etwa einer Jahresernte – zu wenig für die Gründung einer neuen Existenz.

Und: Die den Anwohnern in Aussicht gestellte Jobs im neuen SEZ – Projektplanungen nennen 100.000 Arbeitsplätze – sind aufgrund der verzögerten Entwicklung und das mangelnden Investoreninteresses in weite Ferne gerückt. Ohnehin ist nach Expertenmeinung fraglich, ob die ansässigen Dawei überhaupt von Industrieansiedlungen profitieren können, da ihnen die Kenntnisse für besser qualifizierte und bezahlte Tätigkeiten fehlen. Auch die Umsiedlung der enteigneten Bewohner von bis zu fünf Dörfern in die neue Trabantenstadt Bawa ist nicht unumstritten. Viele Menschen weigern sich, ihre Häuser zu verlassen. Insofern schwankt die lokale Bevölkerung zwischen Hoffnung und Ablehnung, sofern ihnen die Tragweite das Mammutprojekts überhaupt bewusst ist.

Unter den neuen Top Ten der Tiefseehäfen?

Sollte das Dawei Port Project gemeinsam mit der Special Economic Zone Wirklichkeit werden, würde der neue Hafen seiner angestrebten Kapazität in die Top Ten der größten Häfen der Welt aufrücken. Das Ergebnis wäre eine Neuverteilung der Handelsströme in Asien. Die weitere Umsetzung des Dawei Port Projects darf somit durchaus mit Spannung beobachtet werden.

Bild: By Berganus (Own work) [CC BY-SA 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons