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Panamakanal jetzt groß genug für Containerriesen

Nach fast zehn Jahren Bauzeit ist der Ausbau des Panamakanals, der in Mittelamerika den Pazifik mit dem Atlantik verbindet, abgeschlossen. Seit Ende Juni 2016 ist die zweitwichtigste Wasserstraße für rund 96 % der Welthandelsflotte befahrbar. Nur rund 4 % der Schiffe sind auch für die neuen Schleusen zu groß. Für die Reeder bedeutet das eine Ersparnis von rund 8.100 Seemeilen bzw. rund drei Wochen Fahrzeit.

Rund 8.100 Seemeilen – etwa 15.000 km – gespart: Die im Jahr 2007 begonnene Verbreiterung und Vertiefung des Panamakanals ist abgeschlossen. Seit dem 26. Juni 2016 können Containerriesen mit bis zu 14.000 Stellplätzen für 20-Fuß-Standardcontainer (TEU) die zweitwichtigste Wasserstraße der Welt passieren. Bisher war diese nur für Schiffe mit – je nach Baujahr – 4.000 bis 5.000 TEU Ladungskapazität befahrbar. Diese Größenklasse unter der Containerfrachtern  – maximal 294 Meter lang, maximal 32 Meter breit, mit maximal 12 Meter Tiefgang – erhielten vom Panamakanal sogar ihren Namen: Panamax-Schiffe.

Transitvolumen von 600 Millionen statt 300 Millionen Güter pro Jahr erwartet

Mit dem Ausbau, der ursprünglich bereits 2014 beendet sein sollte, ist der „neue“ Panamakanal für 96 % der weltweiten Handelsflotte passierbar. Nur noch 4 % der Schiffe sind auch für die neuen Schleusen zu groß. Entsprechend groß sind die Erwartung an den Zuwachs des Transitvolumens. 600 Millionen Tonnen Güter sollen nun jährlich durch die 80 km lange Wasserstraße transportiert werden – doppelt so viele wie bisher.

Die Gebühren für die Durchfahrt sollen aber vorerst offenbar nicht erhöht werden. Die Hamburger Hapag-Lloyd, einer der größten Containerreedereien weltweit, hat rund 800.000 US-Dollar „Maut“ für einen 10.000 TEU-Riesen errechnet. Auf den Container heruntergebrochen wird der Transit sogar etwas günstiger. Bisher waren für einen 5.000 TEU-Frachter bis zu 450.000 Euro an Gebühren fällig. Die Berechnung der Passagegebühren ist jedoch hochkomplex und aufgrund der Nebenkosten, Grund- und Sondergebühren nicht ohne weiteres von Schiff zur Schiff übertragbar. Kreuzfahrtschiffe werden beispielsweise unter anderem nach ihrer Bettenkapazität veranschlagt.

10.000 km statt von 25.000 km von New York nach San Francisco

Die Idee, den Seeweg vom Atlantik in den Pazifik durch die Magellanstraße an der Südspitze Südamerikas durch eine künstliche Wasserstraße durch Mittelamerika zu verkürzen, gibt es schon seit Jahrhunderten. Den ersten Versuch wagte 1881 der französische Diplomat Ferdinand de Lesseps, ein Freund Jules Vernes, der auch den Bau des Suezkanals veranlasst hatte. Das Projekt scheiterte an dem schwierigen Terrain, den Unwägbarkeiten des Dschungels und den extrem schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen, die geschätzt 20.000 Arbeiter das Leben kosteten.

Erst 1904 wird die Bauplanung wieder aufgenommen  – diesmal unter der Ägide der USA. Denn mit der fortschreitenden Besiedlung des nordamerikanischen Kontinents wuchs auch das Interesse an einem kürzeren Seeweg von der Ost- an die Westküste. Die US-amerikanische Regierung hatte wenige Jahre zuvor die „Konkursmasse“ des Bauprojekts aufgekauft und behielt übrigens auch die Hoheit über den Panamakanal, bis sie Ende 1999 einer eigenständige Behörde im Staat Panama übertragen wurde.

Im August 2014 durchfährt (endlich) das erste Schiff die Passage: der kleine Doppelschraubendampfer Cristobal. Aufgrund des ersten Weltkriegs verzögert sich jedoch die Freigabe des Panamakanals für den Schiffsverkehr bis zum Juli 1920. 90 Jahre später – im September 2010 – passierte des einmillionste Schiff den Kanal: der chinesische Schüttgutfrachter Fortune Plum.

Bild: dronepicrCC BY 2.0