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Emissionsfreier Containertransport auf See?

Düngemittelproduzent Yara baut gemeinsam mit Technologiekonzern Kongsberg das erste emissionsfreie Containerschiff

 

Während Elektroautos längst in Serie produziert werden, gilt die globale Frachtschifffahrt noch immer als Emissionsschleuder. Zwar versuchen Reederei-Giganten wie Maersk, ihre Schiffe durch Abgaswärmerückgewinnung und eine größere Propellerfläche effizienter zu gestalten – von einem emissionsfreien Transport sind diese Frachter jedoch weit entfernt. Klimaschützer fordern gar ein Tempolimit auf den Weltmeeren, um den Ausstoß von Stickoxiden und CO2 zu senken.

Einen emissionsfreien Containertransport entlang der norwegischen Küste ermöglicht künftig der Düngemittelhersteller Yara in Kooperation mit dem Technologiekonzern Kongsberg. Die Unternehmen bauen mit der Yara Birkeland das erste voll elektrisch angetriebene Containerschiff.

Ein Feeder ersetzt 40.000 LKW-Fahrten

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Das Schiff, das nach Yara-Firmengründer Kristian Birkeland getauft wird, soll in Zukunft zwischen der Stadt Porsgrunn und den norwegischen Häfen Brevik und Larvik pendeln. Bislang sind täglich über 100 LKW-Fahrten nötig, um Container mit den Produkten der Yara-Niederlassung in Porsgrunn zu den beiden Häfen zu transportieren. Von dort aus erreichen sie Kunden in der ganzen Welt. „Mit der Yara Birkeland verlagern wir den Transport von der Straße auf die Seestrecke, reduzieren Lärm und Feinstaub, erhöhen die Sicherheit auf den lokalen Straßen und senken Stickoxid- und CO2-Emissionen“, erklärt Svein Tore Holsether, CEO von Yara. Der elektrisch angetriebene Feeder soll in Zukunft jährlich 40.000 Straßentransporte ersetzen. Mit diesem Ansinnen gewann das Projekt kürzlich den Klimapreis der Norwegischen Industrie.

Der Akku reicht für 64 Seemeilen

Nachdem bereits im vergangenen Jahr das 6 Meter lange Modell des geplanten Schiffs präsentiert wurde, ging der Auftrag für seinen Bau jüngst an die norwegische Werft Vard. Geplant ist die Fertigstellung des Schiffes für das erste Quartal 2020. Auf 80 Meter Länge und 15 Meter Breite soll das Schiff schlussendlich 120 ISO-Container transportieren können. Zwei Propellergondeln bilden den Antrieb, wobei eine maximale Geschwindigkeit von 10 bis 12 Knoten möglich ist. Als Reisegeschwindigkeit streben die Schiffsbauer 6 bis 7 Knoten an. Die drehbaren Propellergondeln übernehmen dabei das Manövrieren und ersetzen ein Steuerruder.

Ein Akku mit der Ladekapazität von 7 bis 8 Megawattstunden versorgt während der Fahrt die Motoren mit Energie. Damit erhält die Yara Birkeland eine maximale Reichweite von 64 Seemeilen (120km). Die Strecken nach Larvik (30 Seemeilen) und Brevik (7 Seemeilen) stellen kein Problem dar, wenn das Schiff seine Stromspeicher im Heimathafen vollständig geladen hat. Mit einem zusätzlichen Akku oder einer Brennstoffzelle ausgestattet, wäre es der Yara Birkeland sogar möglich, bis nach Schweden oder Dänemark zu fahren.

Ab 2020 ohne Crew und Kapitän unterwegs

Nicht nur der Antrieb der Yara Birkeland ist innovativ, sondern auch ihre Navigation. Der Feeder soll nach einer Testphase mit Crew vollständig autonom unterwegs sein können. Dabei soll eine Kombination verschiedener Technologien wie GPS, AIS, Radar und Lidar garantieren, dass mögliche Hindernisse auf See erfasst werden. Die ausgeklügelte Sensorik an Bord erkennt selbst Windsurfer und kleine Sportboote ohne Radarreflektoren und weicht bei Kollisionsgefahr selbstständig aus. Lediglich eine Schiffslänge braucht die Yara Birkeland aufgrund ihrer niedrigen Geschwindigkeit zum Aufstoppen.

Technologie aus dem Flugverkehr

Die Technologiefirma Kongsberg steuert mit einer 360-Grad-Kamera ein Element zum Schiffsbau bei, das ursprünglich aus der Flugverkehrsleitung stammt. Hiermit rüstete das Unternehmen landesweit die Kontrolltürme selten genutzter Flughäfen aus, sodass Starts und Landungen per Fernüberwachung möglich sind. Mit den Kollisionsverhütungsregeln der International Maritime Organisation ergänzt, soll das System der Yara Birkeland ein autonomes Navigieren ermöglichen sowie bei Bedarf die Fernsteuerung von einer Kontrollstation an Land erleichtern. Ein vollständig autonomer Betrieb des Feeders ist ab 2020 geplant.

Förderung durch den norwegischen Staat

Der Bau der Yara Birkeland wird mit 250 Millionen norwegischen Kronen (25,6 Millionen Euro) deutlich teurer als der Bau eines vergleichbaren Schiffes mit konventionellem Antriebs- und Navigationssystem. Rund die Hälfte der Kosten, 133 Millionen Kronen, übernimmt das norwegische Staatsunternehmen Enova über ein Förderprogramm. Damit setzt das Land sein Entwicklungsbestreben im Bereich der Elektromobilität konsequent fort: Norwegen besitzt aktuell den höchsten Anteil an Elektroautos und unterstützt die Weiterentwicklung der Elektromobilität auf See und in der Luft.