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Yoga im Container

Der Baseler Verein ENCOURAGE baut für sein Gesundheits- und Lifestylezentrum ein Recyclinghaus aus Containern

 

Bild: Verein Encourage, Basel

Die Idee brachte der Kulturmanager Lukas Biry von einer Fahrradtour um die Welt mit – gemeinsam mit der Naturheilpraktikerin Sara Schwarz will er jetzt ein Beispiel-Projekt für nachhaltigen Lebensstil realisieren. Die beiden Baseler begründeten 2016 mit dem Verein Encourage ein Zentrum für interdisziplinäre Begegnungen und konzipierten dafür ein innovatives wie umweltfreundliches Gebäude: Sechs alte Schiffscontainer sollen in einem zweigeschossigen Arrangement das Haus für Meditation, Massagen, Yoga und Pilates bilden. Den beiden upcycling-begeisterten Unternehmer erschienen die ausgedienten 40-Fuß-Container mit ihren 12 Metern Länge und 2,40 Breite geradezu als ideales Baumaterial.

Ein autarkes Gebäude, versorgt mit erneuerbarer Energie

Geplant und realisiert wird die Baumaßnahme durch den jungen Architekten Jordan Prendi. Bevor Begegnungen und Kurse unter dem Containerdach stattfinden können, müssen die Frachtboxen isoliert und mit Korkböden ausgestattet werden. Das nachhaltige Naturmaterial dämpft den Schall und sorgt für ein angenehmes Klima. Die Planung sieht ebenfalls vor, das Regenwasser zur Weiternutzung zu sammeln und Solarpanels zur Energieversorgung am Haus anzubringen. Komposttoiletten dienen dazu, das im Gebäude autark zu sein, ohne das Abwassernetz zu nutzen. Die Umgebung des Containerhauses soll mit Parmakulturen indigener Pflanzen besiedelt werden und in der warmen Jahreszeit einen stimmungsvollen Aufenthaltsort bieten. Damit es im Winter im Container nicht zu frostig wird, investieren die Containerhausbauer in eine Power Wall aus dem Hause Tesla. Diese Batterie ermöglicht es, Solarenergie zu speichern, um sie auch bei grauem Himmel oder bei Dunkelheit zu nutzen, um das Innere der Container zu heizen.

Die Projektgründer hoffen, bei den zukünftigen Kursteilnehmern in puncto Umweltbewusstsein Neugier zu wecken und zum Nachahmen anzuregen. „Wir wollen kleine Samen pflanzen, die die Leute mit rausnehmen um dort Pflanzen wachsen zu lassen“, so Schwarz.

Ein Zukunfts-Projekt im Herzen von Basel

Das Echo bei der Baseler Öffentlichkeit und den potenziellen Geschäftspartnern ist durchweg positiv. So haben die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) dem Team eine Grundfläche am Bahnhof Basel günstig zur Verfügung gestellt, auf der das Container-Haus platziert werden soll. Der zentrale Standort befindet sich an der Meret-Oppenheim-Straße gleich beim Gundeli-Passerellenausgang. Momentan existiert dort noch nichts außer einem Fahrradständer, einer Flixbus-Haltestelle und Unkraut. Zwar ist der Mietvertrag zunächst auf 4 Jahre befristet, doch scheuen die Projekt-Initiatoren auch einen späteren Ortswechsel nicht: „Die Container sind zerlegbar gebaut und können auch umziehen.“ Dennoch ist der anvisierte Standort ideal: Er liegt in einem belebten Quartier, das verkehrstechnisch optimal erschlossen ist. Die Nachbarschaft im Gundeldingerfeld zeichnet sich bereits durch einige gemeinwohlorientierte Großprojekte aus. Kein Wunder, dass die Containerhaus-Initiatoren in ihrem Vorhaben ein Beispiel für das Basel der Zukunft sehen.

Große Unterstützung für das Container-Projekt

Insgesamt 140 Unterstützer finanzierten das Vorhaben über Crowdfunding mit insgesamt 33850 CHF. Belohnt wurden die Spender zum Beispiel mit Massage-Einheiten, Yogastunden oder einem veganen Burger-Workshop.

Etwa ein Viertel des benötigten Betrages decken die öffentlichen Spenden aktuell ab. In der Stadtgärtnerei und den Industriellen Werken Basel hat Encourage zusätzlich wohlwollende Unterstützer gefunden. Letztere nominierten das Projekt für den KMU Award, einen Preis für innovative Bemühungen um Energieeffizienz. Über Solarzellen und Regenwasserrecycling hinaus achten die Containerhausbauer zusätzlich auf die umweltschonende Beschaffung ihrer Rohstoffe. Um den Bau möglichst CO2-neutral zu gestalten, versuchen sie, über einen der nahe gelegenen Rheinhäfen an die benötigten Container zu gelangen.