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Der erste Schiffstunnel der Welt

Norwegen beschließt Bau des Stad Skipstunnel

Der erste Schiffstunnel der Welt wird Wirklichkeit. Bis 2023 will Norwegen einen Tunnel durch die Halbinsel Stadlandet bauen, der sowohl für die Post- und Passagierschiffe der Hurtigruten, als auch für kleinere Frachter befahrbar sein soll. So soll nicht nur die Zeit für die Umfahrung der Halbinsel eingespart werden, sondern vor allem das Risiko von Havarien vermindert werden. Die Passage soll für die Schiffe kostenfrei sein.

Die norwegische Regierung hat den Bau des weltweit ersten Tunnels für Seeschiffe beschlossen. Der so genannte Stad Skipstunnel soll das Moldefjord bei Eide mit dem Vanylvsfjord bei Kjode verbinden. ie Planungen laufen bereits seit 2015. Jetzt soll der Bau des Tunnels begonnen und innerhalb von vier Jahren abgeschlossen werden. Die Kosten belaufen sich auf voraussichtlich rund 300 Millionen Euro. Ursprünglich waren 115 Millionen Euro projektiert.

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Der Hauptgrund für den Bau liegt in den Gefahren, die eine Umrundung der Halbinsel Stadlandet gerade für kleinere und mittelgroße Schiffe mit sich bringt. Das Nordmeer vor dem Stadtlandet, das der Island nächstgelegene Teil des europäischen Kontinents ist, gilt als besonders gefährliches Fahrgebiet entlang der über 2.700 km langen norwegischen Westküste. Fast ein Drittel des Jahres herrschen extreme Winde und Strömungen mit schwer schiffbaren Kreuzseen vor . Insgesamt 56 Schiffe sollen vor der Halbinsel auf dem Meeresgrund liegen. Allein seit 1945 verloren 33 Menschen bei 46 Havarien hier ihr Leben. Im Dezember 2003 entging die vollbesetzte MS Midnatsol, das größte Hurtigruten-Postschiff (1.000 Passagiere bei normaler Küstenfahrt) , nur knapp einer Katastrophe. 2011 verunglückte beinahe der Frachter MS Molo Trader nach einem Motorschaden in schwerer See.

Die geplanten Abmessungen des Tunnels betragen rund 49 m in der Höhe (12 m Wassertiefe plus 37 Meter Durchfahrtshöhe) sowie 30 m (Breite der Fahrrinne: 26,5 m). Damit ist der 1.700 m lange Tunnel groß genug für Schiffe mit maximal 16.000 BRT (Bruttoregistertonnen) wie beispielsweise die Post- und Passagierschiffe der HurtigrutenZum Vergleich: Ein Kreuzfahrtschiff wie die MS TUI Mein Schiff 2 hat rund 77.000 BRT. Auch für kleinere Frachter und Containerfeeder mit rund 500 bis maximal 800 TEU Ladekapazität ist der Tunnel befahrbar. Bis zu 120 Schiffe täglich sollen den Tunnel passieren können. Da ein Begegnungsverkehr aufgrund der schmalen Fahrrinne nicht möglich ist, sollen Schiffe nach Anmeldung Zeitfenster für die Passage zugewiesen bekommen. Die Durchfahrt wird dabei bei einer Geschwindigkeit von etwa 8 Knoten rund zehn Minuten dauern.

Technisch ist der Bau des Stad Skipstunnel vergleichsweise einfach. So werden voraussichtlich Sprengungen und Tunnelbohrmaschinen eingesetzt, ähnlich wie beim Bau des Gotthardt-Tunnels, des längsten Eisenbahntunnels der Welt. Eine Refinanzierung der Baukosten über eine Durchfahrtspauschale soll nicht erfolgen. Laut Norwegens Transportminister Ketil Solvik-Olsen fallen für die Passage keine Kosten an.

Bilder: Kystverket/Snøhetta