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Maersk setzt auf ioT / RFID Tracking

Seit Sommer 2017 ermöglicht Maersk Kunden per Remote Container Management den Live-Einblick in die Kühlkette

Bild: Maersk


Global verderben jährlich Nahrungsmittel im Wert von 2,6 Billionen Dollar, doch längst nicht alle davon liegen in den Kühlschränken der Konsumenten. Fachleute gehen davon aus, dass bis zu 7 Prozent der gekühlten Ladung während des Transports im Container ungenießbar werden, weil die Kühlkette Lücken aufweist. Während sich der auf dem Seeweg entstandene Schaden dem Abnehmer vormals erst bei Ankunft der Ware offenbarte, gestatten aktuelle wireless ioT-Lösungen dagegen die lückenlose Überwachung der Kühlkette und sogar das Nachregulieren der Temperatur aus der Ferne.

Maersk rüstet 270.000 Kühlcontainer mit ioT-Trackinglösungen aus

Als weltgrößte Reederei stellt die dänische Maersk Line etwa ein Fünftel aller Kühlcontainer im globalen Verkehr. Bereits auf der Konferenz Cool Logistics Global im September 2016 verkündete der Branchenriese, dass seinerseits sämtliche Container mit Modulen zur Positions- und Zustandsüberwachung per ioT-Tracking ausgerüstet sein worden. Die dazu erforderliche Hardware beinhaltet jeweils einen GPS-Empfänger, ein Modem und eine SIM-Karte pro Container-Einheit. Darüber hinaus spannen zusätzlich an 400 Maersk-Schiffen angebrachte Mobilfunk-Antennen abseits der landgestützten Mobilfunknetze ihr eigenes GSM-Netz auf, um den Datentransfer auf hoher See zu ermöglichen. Im Ergebnis übermittelt jeder einzelne Kühlcontainer stündlich 80 Datensätze, die verarbeitet und für den Kunden nutzbar gemacht werden.

Wichtig für die laufende Aktualisierung der Container-Tracking-Module auf den neuesten Stand der Technik ist die Option, nicht nur weltweit zu senden, sondern auch zu empfangen. „Dieser Prozess ist vergleichbar mit dem Update eines Smartphones. Obwohl wir aus der Entfernung also die Hardware nicht verändern können, können wir die Software kontinuierlich optimieren. Auf diese Weise bleibt die Lösung länger up-to-date“, erklärt Catja Rasmussen, Head of Remote Container Management bei Maersk.

Hoher Investitionsaufwand für innovative Branchenentwicklungen

Dass Innovationen nicht ohne Investitionen möglich sind, gilt auch für den dänische Reederei-Giganten: Die Umrüstungszeit für den Einzelcontainer wurde im Laufe des Projektes zwar bis auf 20 Minuten reduziert; insgesamt nahm das Unterfangen jedoch fünf Jahre in Anspruch, da der Umlauf der Container nicht unterbrochen werden durfte. Parallel investierte die Reederei in knapp 15.000 neue Kühlcontainer, die bereits ab Ersteinsatz mit der nötigen Technik bestückt sind. Durch die Erweiterung der Flotte sinkt das Durchschnittsalter der Maersk-Kühlcontainer im Vergleich zum Branchendurchschnitt signifikant. Der größte Nutzen für den Kunden erwächst allerdings aus den neugewonnenen Live-Einblicken in die Supply-Chain.

Ein Blick in den Container aus der Ferne wird möglich

Remote Container Management nennt Maersk die Plattform, die aufbereitete Containerdaten seit September 2017 dem Kunden in Echtzeit transparent macht. Zur Fruit Logistica im Februar 2018 verkündeten Sprecher, dass bereits 60 Prozent der Reedereikunden den Service in Anspruch nehmen. Dabei sei das Interesse höher, je sensibler die Ware ist und fiele bei tiefgekühlten Gütern etwas geringer aus. Die Messe für frisches Obst und Gemüse nutzte das Unternehmen zusätzlich, um verstärkt für die Vorteile des neuen Dienstes zu werben: In das Buchungssystem der Reederei eingebettet, stellt die Basisversion von RCM dem Kunden jederzeit Informationen zur Position des Containers sowie zu den atmosphärischen Bedingungen in seinem Innern bereit. Ob auf der Straße, im Hafen oder auf offener See – alle wichtigen Parameter können während der gesamten Transportstrecke kontinuierlich geprüft werden. So wird etwa transparent, ob Container vor dem Beladen mit sensiblen Gütern vorgekühlt werden oder ob LKW-Fahrer bzw. Hafenarbeiter einen Kühlcontainer zum Energiesparen zeitweise vom Stromnetz abkoppeln. Für Kunden der Maersk Line stehen sämtliche Informationen kostenlos zur Verfügung. Kostenpflichtig ist die Option, die Daten mehrere Monate zum Herunterladen vorhält.

Überprüfung der Kühlkette spart Geld und Zeit

Laut Auskunft des Unternehmens konnten per Fernüberwachung im ersten Halbjahr 2017 bereits 4500 fehlerhafte Temperatureinstellungen korrigiert werden, wobei Fracht im Wert mehrerer Millionen Dollar gerettet wurde. Generell besteht bei vom Ideal abweichenden Messungen die Möglichkeit, Temperatureinstellungen aus der Ferne zu korrigieren oder Techniker vor Ort zum Eingreifen aufzufordern. Einen zusätzlichen Nutzen bieten die RCM-Daten, um Verantwortlichkeiten für Schäden zu klären oder Kunden die Möglichkeit zu geben, Waren an näher gelegenen Häfen zu entladen. Infolge der durch RCM gewachsenen Transparenz der Supply Chain im Ganzen erwartet Maersk einen Anstieg beim Umschlag traditioneller Kühlwaren wie Agrarprodukten. Darüber hinaus könnten sich laut Vincent Clerc, Chief Commercial Officer bei Maersk Line, für den Transport besonders sensibler Güter wie Pharmazeutika neue Perspektiven ergeben.  

Für das Unternehmen selbst reduziert sich durch RCM auch der Zeitaufwand für die Pre-Trip-Inspektionen. Wo die Prozedur vor dem Beladen früher bis zu 6 Stunden in Anspruch nahm, empfehlen Vorhersagemodelle auf Basis der kontinuierlichen Funktionsüberwachung nur präventive Inspektionen, die tatsächlich nötig sind. Die übrigen Container können nach einem 12-minütigen visuellen Check direkt in den Umlauf starten.

Über den Autor

Andreas Atrott

Über 12 Jahre Erfahrung in der Container Branche. Neben dem Containerhandel mit 3000+ Kunden verwandelt er mit seinem Team aus Containern spannende Umbauprojekte. Herr Atrott ist Gründer & Geschäftsführer der Containerbasis GmbH mit Sitz in Hamburg.
Weitere Infos zu Herrn Atrott findest du hier.

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