Direkt zum Inhalt wechseln

Seecontainer als „erste Hilfe“ beim Tsunami in Japan

Der japanische Architekt Shigeru Ban (geboren am 05. August in Japan) erreicht mit seinen Projekten immer wieder die Aufmerksamkeit der Menschen, der Kunstwelt und der Medien. Er ist beispielsweise bekannt dafür, mit unkonventionellen Materialien Notunterkünfte in Krisengebieten zu entwickeln und zu bauen. So nutzte er bereits Papier und Kartonagen für den Bau – effektiv und zielführend. Nach dem Erdbeben und dem verheerenden Tsunami am 11. März 2011 in Japan machte sich der innovative Architekt sogleich daran, einen Plan zu entwerfen, wie er ein Gebäude aus gebrauchten Seecontainern bauen könne, mit dem Ziel als Notunterkunft zu fungieren. Nach einigen organisatorischen und rechtlichen Herausforderungen ging es unter den wachsamen Augen von Shigeru Ban an die Umsetzung des Projektes.

tsunami container 6

Der Standort des Gebäudekomplexes

Die Auswirkungen der Naturkatastrophe bekam auch die Kleinstadt Onagawa in der Präfektur Miyagi an der japanischen Ostküste zu spüren, zumal sich dort ein Teil eines der Kernkraftwerke befindet. Der Ort befindet sich rund 180 Kilometer nördlich dem Katastrophengebiet Fukushima, welches meist in den Medien gezeigt wurde.

tsunami container 3

tsunami container 4

tsunami container 5

Genau jenes Städtchen Onagawa diente dem kreativen Architekten Shigeru Ban als Zielort für seinen Gebäudekomplex aus Seecontainern. Die Besiedelung konzentriert sich auf einige Täler und Küstenabschnitte, denn die Umgebung von Onagawa ist bergig und bewaldet. Das war die erste Herausforderung für den Meister der kreativen Baukunst, denn er hatte nicht sonderlich viel Platz für sein Projekt. Da eine flächenmäßige Ausdehnung nicht möglich war, ging es eben in die Höhe. Glücklicherweise lassen sich Seecontainer hervorragend stapeln, also wurde die Planung kurzerhand so verwirklicht, dass der Gebäudekomplex mehrstöckig errichtet wurde.

Als Freifläche stand für das Projekt ein Baseballstadion zur Verfügung.

Zahlen und Fakten

tsunami container 10

Aus gebrauchten Seecontainern entstanden neun Gebäude, einige zweistöckig, andere dreistöckig. Insgesamt bieten die einstigen Frachtcontainer Raum für 1800 Einheiten. Die kleinste Wohneinheit ist mit 19,8 m² für ein bis zwei Personen angedacht, während die mittlere Wohnfläche mit 29,7 m² drei bis vier Personen beherbergen kann.

tsunami container 11

Mehr als vier Personen kommen in den größten „Wohnungen“ unter, diese bieten mit 39,6 m² den größten Platz.
Wer diese Wohngegend sieht, kann kaum glauben, dass Seecontainer ursprünglich als Frachtbehälter gefertigt wurden. Sie scheinen wie gemacht für solche Projekte. Angesichts solcher Bauprojekte dürfte es keine Zeltlager in Katastrophengebieten mehr geben, denn durch solche innovativen Baumaßnahmen aus Seecontainern ist es möglich, jeden Menschen vernünftig unterzubringen und ihm ein Dach über dem Kopf anzubieten.

tsunami container 8CTH_kanabakari

Die Ausstattung der Unterkünfte aus gebrauchten Containern

Das Wohngebiet enthält ein Gemeinschaftszentrum, eine Bibliothek und ein Supermarkt. Weitere Ateliers sind natürlich möglich und könnten weiteren sinnvollen Verwendungszwecken zugeführt werden – das Beispiel in Onagawa ist exemplarisch.

tsunami container 1

Ein besonders ausgeklügeltes Evakuierungssystem bietet 50 Fluchtmöglichkeiten. Die einstigen Seecontainer beinhalten eine Küche, ein Bad und ein Schlafzimmer. Selbstverständlich sind die Wohneinheiten aus Containern mit Fenstern ausgestattet. Einbauschränke bieten vernünftig integrierte Stauraum-Lösungen. Die Container sind in einem Schachbrettmuster aufgestellt, was Freiflächen für jedwede Verwendung, etwa ein Wohnzimmer, bietet.

tsunami container 2

Die Stahlkonstrukte sind erdbebensicher und flexibel – per Kran kann solch ein Gebäudekomplex beliebig erweitert oder abgeändert werden. Kommen neue Wohneinheiten hinzu, muss nur noch eine Treppe angegliedert werden und das alles ist innerhalb kürzester Zeit realisierbar.

Seecontainer als Retter – nicht nur in der Not

Prinzipiell könnten solche Gebäudekomplexe überall auf der Welt innerhalb weniger Wochen errichtet werden. Sie sind erdbebensicher und erweiterbar. Die Ausstattung ist so durchdacht, dass es durchaus denkbar ist, solche Wohnungen für die dauerhafte Nutzung anzulegen.

Es ist doch immer wieder erstaunlich, welch fantastische Möglichkeiten durch Seecontainer realisiert werden können, nicht wahr?