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Container Skyscraper in Mumbai

ContainerScraper: Designwettbewerb für menschenwürdiges Wohnen in indischem Slum

containerscraper mumbai 2015

Jährlich schreibt die englische Organisation SuperSkyScrapers  einen weltweiten Architekturwettbewerb aus. Der Inhalt jedes Jahr: Das Design eines Wolkenkratzers nach speziellen stadtplanerischen oder städtebaulichen Vorgaben. Die Vorgaben für 2015: Die Steel City Mumbai – ein Wolkenkratzer geschaffen aus Seecontainern – soll menschenwürdiges Wohnen in Bombays Slum Dharavi ermöglichen. Erstplatziert wurde der Entwurf des indischen Architekten Shekar Ganti. Doch ein Team deutscher Architekturstudenten konnte ebenfalls punkten: Ihr Entwurf erhielt eine besondere Erwähnung (Special Mention).

Die Analyse der architektonischen und baulichen Besonderheiten von Wolkenkratzern, ihre stadtplanerische Bedeutung, ihr Einfluss auf Lebenswelt und Umfeld, sind nur einige der Themen, denen sich die englische Organisation SuperSkyScrapers, London verschrieben hat. Seit 2012 schreibt sie jährlich die Skyscraper und SuperSkyscraper Competition aus. Der Inhalt: Der Entwurf eines Wolkenkratzers nach bestimmten Vorgaben für einen festgelegten Standort. Architekten, Bauingenieure, Städteplaner und Studenten aus aller Welt reichen jährliche ihre Entwürfe ein.

Die Vorgaben für 2015: Für den übervölkerten indischen Slum Mumbai-Dharavi sollte ein Wolkenkratzer entworfen werden, der menschenwürdige Wohnmöglichkeiten für Tausende von Menschen bereitstellt. Die Besonderheit: Der Skyscraper soll aus gebrauchten Seecontainern erbaut werden – ein ContainerScraper sozusagen. Erstplatziert wurde der Entwurf des indischen Architekten Shekar Ganti, gefolgt von Jin Young Son, USA, und Carlos R. Gomez, China.

Aber auch der Entwurf eines Teams deutscher Architekturstudenten fand Beachtung bei der Jury. Der Containerkomplex von Joachim Faßmann, Lucas Opitz, Thomas Schöne (kollektiv stadtsucht) und Franziska Klar erhielt eine besondere Erwähnung (Special Mention).

Die Besonderheit im Vergleich zu den anderen prämierten oder erwähnten Entwürfen: Das räumliche Konzept verzichtet auf Höhe und setzt auf Dichte. So benötigt der Entwurf keine kostenintensiven Zusatzkonstruktionen und arbeitet allein mit 40-Fuß-Seecontainern, die sowohl horizontal als auch vertikal als Bauelement eingesetzt werden. „Mit der Begrenzung auf höchstens sieben Geschosse bildet ein sich eigenständig tragendes Konstrukt, welches sich am maximalen Bruttogewicht und der Ladekapazität der Container orientiert“, erläutern die Nachwuchsarchitekten ihr Konzept. Die Idee dahinter: Günstiger, flexibel zu gestaltender Wohn- und Lebensraum für die jetzigen Bewohner des Viertels, nicht die aufstrebende Mittelschicht.

Dabei werden die Seecontainer nicht nur als Wohn- und Sanitärräume, Lager und Geschäfte genutzt, sondern auch als Wegenetz, Erschließungskerne für die benötigte Infrastruktur und – auf den Dachflächen – als Gärten, Sportanlagen und Erholungsflächen, als Standorte für Wind- und Solarenergie und anderes mehr.

Und das Projektteam von kollektiv stadtsucht sieht städtebauliche Perspektiven, die über Schnellbauten für Arme und Flüchtlinge hinausgehen, auch in Europa: „Seecontainer-Architektur kann vielfältigste Räume für vielfältigste Nutzungen erschaffen. Unser Anliegen ist, einen ästhetischen Anspruch zu kreieren, der über die bloße ökonomische Betrachtung bei der Projektentwicklung hinausgeht und auf die Belange der Nutzer achtet.“

Bild: SHEKAR GANTI