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Europaletten im Container – der Pallet Wide

Darf´s ein wenig mehr sein? Frachtcontainer für Euro-Paletten

Eine Besonderheit des europäischen Logistikmarktes sind die so genannten Pallet Wide (PW) Container, die im 40-Fuß-Standardmaß Stauraum für 30 statt 25 Euro-Paletten bieten – bei exakt denselben Außenabmessungen wie ein Standard-Seecontainer: ein erheblicher Kosten- und Zeitvorteil. Denn bei optimaler Ausnutzung der Ladekapazität lässt sich so jeder sechste Transport – ob per Schiff oder LKW – einsparen.

Pallet Wide Container, teils auch als Binnencontainer bezeichnet, kommen nahezu ausschließlich im europäischen Transportmarkt zum Einsatz. Ihre Besonderheit: Während ein Standard-Seecontainer einen Innenraum in der Breite 2,348 m aufweist, ist ein Pallet Wide Container 2,438 m breit wenige Zentimeter, die jedoch signifikante Auswirkungen haben.

Denn der auf den ersten Blick nur geringfügig größere Innenraum bietet Platz für zwei Euro-Paletten nebeneinander. Damit passen in einen 40-Fuß-Container Pallet Wide (PW) fünf Euro-Paletten mehr als in einen 40-Fuß-ISO-Container (30 statt 15). Im Vergleich zum 20-Fuß-Seecontainer können vier Euro-Paletten mehr verstaut werden (15 statt 11), im Vergleich zum 45- Fuß-Seecontainer sieben (33 statt 27). Das bedeutet, dass bei 40-Fuß-Containern jeweils jede sechste Fahrt eingespart werden kann. Bei 20-Fuß-Containern wird in etwa jede vierte Fahrt überflüssig, bei 45-Fuß-Container ist es ebenfalls etwa jeder sechste Transport.

Da die Außenabmessungen mit denen eines ISO-Seecontainers identisch sind, ist zudem eine Nutzung der regulären Containerterminals in Häfen und Umladestationen des Kombinierten Verkehrs problemlos möglich. Eine Zusatzausrüstung zum Be- und Entladen ist – anders als bei Sondermaßen wie dem amerikanischen Containertyp 53 Fuß – nicht notwendig.

Mindestens ebenso wichtig: Seecontainer stellen größere Ansprüche an die Ladungsverteilung als herkömmliche Frachtcontainer, die allein auf der Straße transportiert werden. Während LKW-Ladung meist nur nach vorn und zur Seite gegen Verrutschen beim Brems- und Ausweichmanövern gesichert werden muss, ist die Ladung eines Seecontainers nach allen Seiten zu sichern. Denn ein Schiff auf See bewegt sich auch zu allen Seiten. Verrutscht die Ladung, kann dies schlimmstenfalls zur Havarie des Containers und damit dem Verlust des gesamten Inhalts führen.

Herkömmliche ISO-Container, die sich nicht passgenau mit Euro-Paletten beladen lassen, werden daher in der Regel in Blocks von fünf Containern beladen, die sich gegenseitig stützen. Dies führt zwangsläufig zu zahlreichen Zwischenräumen und eine insgesamt deutlich verminderte Raumausnutzung und Ladekapazität.  Ein 40-Fuß-Container PW ermöglicht dagegen eine optimale Ausnutzung des Platzangebots, das sich die Euro-Paletten nebeneinander stellen lassen. So ist die Ladung automatisch auch gegen Verrutschen gesichert.

Übrigens: Auch Kühlcontainer gibt es in der Pallet-Wide-Variante, optimal für den Transport von Gemüse, Fisch und anderen Lebensmitteln auf Euro-Paletten, die dann direkt aus dem Container per Gabelstapler aus- und umgeladen werden können. PW-Reefer kommen insbesondere im Short Sea Shipping innerhalb Europas und von und nach Nordafrika zum Einsatz, beispielsweise bei der OPDR Oldenburg-Portugiesische Dampfschiffs-Rhederei, die zur drittgrößten Containerreederei der Welt CMA CGM Group gehört, oder beim niederländischen Logistikdienstleister Samskip Multimodal B.V.

Bild: BiERLOS a.k.a. photörhea CC BY-NC-ND 2.0