BEEsharing: Bienen im Schiffscontainer

April 28, 2018

Die Crowdfunding-Initiative von BEEsharing e.V. gibt Bienenvölkern im umgebauten Container eine neue Heimat

Das weltweite Bienensterben ist kein Mythos, sondern eine Tatsache: Im Vergleich zu den 1990er Jahren hat sich die Anzahl der Bienen in Deutschland bis heute um etwa 20.000 Völker reduziert, was zufolge hat, dass etwa 100 bis 800 Millionen weniger der Honig produzierenden Insekten in unserer Umwelt aktiv sind. Auch den Jahreswechsel 2017/2018 haben laut Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) bei vielen Imkern etwa 50 Prozent der Bienen nicht überlebt – Gründe dafür sind vor allem die chronischen Schäden durch den Einsatz von Pestiziden und der Befall mit der Varroa-Milbe.

BEEsharing e.V. will Bienen-Fachwissen im Container vermitteln

Großstadtbewohner für den Lebensraum der Bienen zu sensibilisieren, ist eines der Ziele von BEEsharing. Der Verein betreibt das weltweit erste Online-Netzwerk für Imker, Landwirte und Bienenfreunde und bietet innerhalb dieser Plattform sowohl professionelle Bestäubungsvermittlung für die Landwirtschaft als auch die Vermarktung von Imkereiprodukte und -dienstleistungen an. In ihrem aktuellen Projekt wollen die BEEsharing-Gründer Hamburger Bürger und Bürgerinnen den summenden Honigsammlern näherbringen: In einem umgestalteten Schiffscontainer auf dem Hamburger Großmarkt sollen 20 Bienenvölker ihr neues Zuhause finden; gleichzeitig wird er als Bienen-Bildungscontainer fungieren. Angemeldete Gruppen und Besucher sollen hier in Zukunft die Honigproduktion live erleben und von Profis erfahren, wie Imkerei funktioniert. Darüber hinaus erhalten die Interessierten Informationen dazu, was sie selbst tun können, um Bienen im eigenen Umfeld zu unterstützen. Denn Bienen sind ebenfalls zufriedene Großstadtbewohner: Insbesondere urbane Gebiete wie Hamburg bieten durch ihre vielfältige Vegetation in Parks, Gärten und öffentlichen Grün-Inseln den Insekten einen günstigeren Lebensraum als die von Monokulturen geprägten ländlichen Gebiete. Das Ergebnis äußert sich im aromatischeren Honig. Die Orte, an denen Bienenvölker in der Stadt leben, sind auf den ersten Blick zwar ungewöhnlich aber gut geeignet: Kleingärten, Balkone und Hoteldächer. Der Bienen-Container repräsentiert vor allem eine publikumswirksame Möglichkeit der Unterbringung.

Mehr als Honiglieferanten

Mit ihrer Initiative wollen die BEEsharing Gründer darauf aufmerksam machen, dass die Lebensbedingungen der Bienen alle Menschen betreffen – ganz gleich, ob sie Honig konsumieren oder nicht. Die Insekten sind in der Landwirtschaft hierzulande nicht nur für die Produktion des süßen Brotaufstrichs zuständig. Sie bestäuben vor allem Obstbäume und Gemüsepflanzen und sorgen dadurch für die reiche Ernte regionaler Produkte. Das weltweite Bienensterben bringt auch andernorts Landwirte in große Bedrängnis, sodass zum Beispiel in Japan bereits mit Drohnen experimentiert wird, die die essenzielle Bestäubungsleistung übernehmen sollen.  

Crowdfunding-Initiative für den Bienencontainer

Die finanziellen Mittel für den Bienen-Bildungscontainer planten die Gründer von Bee-Sharing ursprünglich über Crowdfunding bis zu 16.05.2018 aufzubringen. Gegen Spenden erhalten die Unterstützer große und kleine „Dankeschöns“ rund um die Imkerei – von Honigschnaps bis zur Patenschaft für eines der Bienenvölker im Bildungscontainer inklusive des Honigertrags. Zwar ist aktuell abzusehen, dass das Fundingziel innerhalb des gesteckten Zeitrahmens nicht erreicht wird, doch stellen die BEEsharing-Imker eine Alternative in Aussicht: Wenn die bislang gesammelten Beträge den Spendern beim Scheitern des Crowdfunding-Projektes wieder zurücküberwiesen werden, bietet BEEsharing ein alternatives Spendenkonto zur Unterstützung für das Projekt an. Der Bienencontainer wird, wenn auch in einfacher Form, in jedem Fall auf dem Hamburger Großmarkt stehen.

Inspiriert zur Gründung von BEEsharing wurden die drei Bestäubungsimker Wolfgang Reuter, Otmar Trenk und Nils Gerber 2014 durch den Film „More than Honey“. In der Koordination von Landwirtschaft und Imkerei sehen sie einen Ansatz zur Lösung der bestehenden Bienenproblematik. Über ihre Plattform können sich aktuell Obst- und Gemüsebauern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz digital Bestäubungsleistungen von regionalen Bienenvölkern vermitteln lassen. Darüber hinaus organisiert BEEsharing den Transport von Bienenvölkern, ihre An- und Abmeldung bei den zuständigen Behördern und die Vermittlung von Imker-Fachwissen. Wer sich nicht zutraut, den Bienen selbst ein Zuhause zu bieten, kann stattdessen die Patenschaft für ein oder mehrere Völker übernehmen und erhält dafür bis zu 30 Kilogramm Honig im individuellen Glasdesign.

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